Veröffentlichung in Corporate Finance 01–02/2016
Im Jahr 2015 gab es in Deutschland 14 Neuemissionen mit einem öffentlichen Angebot. Das Platzierungsvolumen betrug etwas mehr als 6,1 Mrd. €. Gemessen daran war 2015 das stärkste Neuemissionsjahr seit 2007.Gleichzeitig war auch der Börsengang der Covestro AG mit einem Platzierungsvolumen von 1,5 Mrd. € der größte seit 2007. Im Unterschied zu den letzten Jahren stammten nur drei Unternehmen aus dem Portfolio eines Finanzinvestors und es gab keinen sog. China-IPO. Eine differenzierte Analyse zeigt allerdings, dass das Neuemissionsjahr 2015 keineswegs so erfolgreich war. Zum Jahresende verzeichneten die Neuemissionen bei der Kursentwicklung bezogen auf den Ausgabepreis insgesamt im Median nur eine ausgeglichene Entwicklung. Auch gegenüber dem Gesamtmarkt entwickelten sie sich schwächer als im Vorjahr. Für eine Reihe von Emittenten verlief der Börseneinführungsprozess (deutlich) schlechter als geplant.
11 Unternehmen mussten ihren Börsengang absagen oder konnten ihn nur mit einem revidierten Emissionskonzept umsetzen. Dadurch gingen den Emittenten und Alteigentümern Emissionserlöse von maximal 2,4 Mrd. € verloren.
I. Einleitung
Ohne sog. IPO-lights1 fanden im Jahr 2015 14 Börsengänge mit einem öffentlichen Angebot statt (Vorjahr zehn).2 Dabei wurden Aktien im Wert von rd. 6,1 Mrd. € bei institutionellen und privaten Anlegern platziert (Vorjahr 3,2 Mrd. €). Das Platzierungsvolumen lag demnach um ca. 91% über dem Wert von 2014. Damit wurde das höchste Platzierungsvolumen seit 2007 erzielt und ebenso mit dem Börsengang der Covestro AG mit einem Platzierungsvolumen von 1,5 Mrd. € die größte Neuemission. Zudem konnten zwei weitere Neuemissionen die Milliardenschwelle beim Platzierungsvolumen überschreiten: die Deutsche Pfandbriefbank AG mit einem Platzierungsvolumen von 1,16 Mrd. € und die Scout 24 AG mit einem Platzierungsvolumen von etwas mehr als 1 Mrd. €. Diese Eckdaten des Neuemissionsjahres 2015 könnten zu dem Schluss verleiten, von einem erfolgreichen Jahr für Börsengänge in Deutschland zu sprechen. Die Schlussfolgerung ist jedoch nicht zutreffend, weil es seit dem Ende des Neuen Marktes nicht mehr so viele Absagen und im ersten Versuch gescheiterte Neuemissionen wie in 2015 gegeben hat. Insgesamt konnten fünf Unternehmen ihre Börsenpläne nicht verwirklichen. Weitere sechs Unternehmen setzten den
Börsengang erst durch eine Verlängerung der Zeichnungsfrist oder durch einen erneuten Versuch mit revidiertem Emissionskonzept um. Hinzu kommt, dass die Kursentwicklung der Neuemissionen zum Stichtag 31.12.2015 im Median ausgeglichen und nur etwas besser als der Gesamtmarkt war.
II. Überblick und Analyse ausgewählter Neuemissionen 2015