…Roland Fesenmayr — Geschäftsführer Oxid eSales AG zum Thema Digitalisierung
1. Bereits vor 30 Jahren hat die Digitalisierung Einzug in Industrie und Wirtschaft gehalten. Warum ist Digitalisierung erst in den letzten Jahren zu einem Hype-Thema geworden?
Das Thema Digitalisierung war zu Beginn vielleicht ein Hype. Und wie es sich mit diesen Buzz-Themen so zuträgt, wartet man erst mal ab, ob es sich wirklich durchsetzt. Viele Unternehmen, gerade auch Mittelständler, haben vielleicht zu lange gezögert. Denn jetzt ist es ein existenzielles Thema und längst kein Hype mehr
Der Drang oder Zwang zur Digitalisierung entsteht aus der rasanten technologischen Entwicklung in allen Lebensbereichen. Wo viele Verbraucher bereitwillig jeden Trend mitgehen, man denke an den Siegeszug des Smartphones und den daraus entstehenden Vorteilen im Alltag, tun sich Unternehmen dagegen schwer, etablierte Prozesse in das digitale Zeitalter zu überführen. Es ist nicht nur die scheu davor, das Thema aus Kosten- und Ressourcengründen anzupacken. Unternehmen sitzen oft wie das Kaninchen vor der Schlange und wissen nicht, wie sie es angehen sollen. Und genau davor gibt es jetzt kein Zurück mehr. Denn gerade die Global Player haben den Markt bereits unter sich aufgeteilt. Wer jetzt noch nicht begonnen hat zu digitalisieren, muss fürchten, abgehängt zu werden.
2. Es gibt noch einige Branchen, in denen Digitalisierung offensichtlich keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt. Beispielsweise die Bau- und Immobilienbranche oder die Lebensmittelbranche. Ist Digitalisierung nicht für alles und jeden geeignet?
Die Digitalisierung wird definitiv in allen Branchen Einzug halten. Manche sind hier schon etwas fortgeschrittener, andere hinken hinterher. Aber wir sehen, dass genau in den vermeintlich traditionelleren und weniger digital-affinen Branchen gerade rasant aufgeholt wird. Im Online-Food-Markt oder in der Baubranche, entstehen zunehmend neue Konzepte, die das Potenzial haben, den jeweiligen Markt umzukrempeln. Es gibt keine Branche, die nicht früher oder später digitalisieren muss.
3. Wo steht Deutschland heute international bei der Digitalisierung und was sind die größten Hindernisse für deren zügige Umsetzung?
Der im Frühjahr veröffentlichte Digital Readiness Index, eine Studie von Cisco und Gartner, sieht Deutschland beim digitalen Reifegrad in der Spitzengruppe auf Platz 6 von 118 verglichenen Ländern weltweit. Bezeichnend ist, dass wir in Deutschland das Gefühl haben, eher im hinteren Drittel zu rangieren. Es mag typisch Deutsch sein, die Dinge schlechter einzuschätzen als sie tatsächlich sind. Denn wir sehen im industriellen Umfeld sehr viele innovative Konzepte und Technologien, die durchaus vielversprechend sind. Oft existiert die größte Hürde in den Köpfen der Menschen, die umdenken müssen. Für viele ist gerade der Gedanke, nicht mehr in den Supermarkt zu gehen und Obst und Gemüse anfassen zu können, bevor man es kauft, noch unvorstellbar. Manchmal sind es auch gesetzliche Bestimmungen, die behindern. Die DSGVO z.B. ist zum Schutze des Verbrauchers gedacht und damit sinnvoll. Aber im internationalen Vergleich bringt sie uns in eine schwierigere Ausgangsposition, weil Firmen dort eben nicht so strengen Regulierungen unterliegen. Ganz extrem zu sehen im asiatischen Raum oder in den USA, wo Alibaba, Google, Amazon, Facebook und Co. weltweit Standards setzen.
Über Roland Fesenmayr
Die Welt von Handel und Vertrieb sind Roland Fesenmayr ebenso vertraut, wie die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung. Seit mehr als 15 Jahren verfolgt der Experte für E‑Commerce die digitale Transformation und gestaltet sie als Vordenker leidenschaftlich mit – in vielfältigen Veröffentlichungen und durch ein Unternehmen: die OXID eSales AG, die der Allgäuer heute als CEO führt und 2003 mitbegründetet hat. 2019 ist das Freiburger Unternehmen einer der bedeutendsten Anbieter für Omnichannel E‑Commerce-Lösungen und Services in Deutschland.
Über OXID eSales
Die OXID eSales AG gehört zu den führenden Anbietern von E‑Commerce-Lösungen und Dienstleistungen. Auf Basis der OXID-Plattform lassen sich skalierbare, modulare und hochwertige Webshops in allen Branchen, für B2B ebenso wie für B2C, aufsetzen und effizient betreiben. Im B2C-Geschäft vertrauen Unternehmen wie Bitburger, Trigema, AIDA und SCHIESSER auf OXID. Die umfassende Lösung für B2B-Shopbetreiber nutzen unter anderem Mercedes-Benz Gebrauchtteile Center, Carl Zeiss und Murrelektronik. Die modulare Standardsoftware wird dabei von über 150 Solution Partnern nach Wunsch implementiert, eine stetig wachsende Open Source-Gemeinde sorgt stets für neue und marktgerechte Impulse, mit der die Software voll dem Bedarf entspricht. Webshop, Mobile und Point of Sale (POS) decken dabei das volle Multichannel-Spektrum ab.