CORPORATE FINANCE Nr. 01–02 29.01.2021 von Dr. Konrad Bösl
Die Rahmenbedingungen für Börsengänge waren aufgrund verschiedener Faktoren 2020 denkbar schlecht. Umso mehr ist es bemerkenswert, dass die weltweite Neuemissionstätigkeit sowohl bei der Anzahl der Börsengänge als auch beim Emissionsvolumen über dem Vorjahresniveau liegt. Dazu haben eine besonders starke Neuemissionstätigkeit in China und den USA beigetragen, die vor allem von Technologieunternehmen getrieben wurde. Mit sechs Neuemissionen konnte Deutschland der weltweiten Entwicklung bei weitem nicht folgen. Allerdings haben sich die Neuemissionen in Deutschland bei der Aktienkursperformance und gegenüber dem Gesamtmarkt außerordentlich gut entwickelt – vor allem erheblich besser als in den Vorjahren.
I. Überblick zur weltweiten Neuemissionstätigkeit
Die verheerende COVID-19-Pandemie und ihre nicht absehbaren Folgen für nahezu alle Lebensbereiche werden das Jahr 2020 unvergessen machen. Die Rahmenbedingungen für Neuemissionen waren 2020 allein aufgrund der Pandemie und dem dadurch ausgelösten weltweiten Konjunktureinbruch denkbar schlecht und führten zu einer hohen Unsicherheit an den Kapitalmärkten. Das Marktumfeld wurde durch die unkalkulierbaren Präsidentschaftswahlen in den USA und die nicht enden wollenden Brexit-Verhandlungen zusätzlich belastet. Umso mehr mag es überraschen, dass nach dem weltweiten Börsen-Crash im März 2020 der Dow Jones zum Jahresende auf einem „all time high“ schloss und der DAX dieses am 29.12. erreichte. Die Erholung am Kapitalmarkt erfolgte damit erheblich schneller als in der Finanzkrise 2009. Wesentliche Ursachen für diese Entwicklung sind das anhaltend niedrige Zinsniveau und die enorm hohe Liquidität im Markt, die nach Anlagemöglichkeiten sucht. Die Hoffnungen auf einen Impfstoff und die starke wirtschaftliche Erholung im dritten Quartal haben ebenfalls maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen. Vergleichbar entwickelt sich die weltweite Neuemissionstätigkeit …