Going Public + hv-magazin | Special Kapitalmarktrecht 2019 | Das Nachschlagewerk für Emittenten | Ein Beitrag von Dr. Konrad Bösl von Blättchen & Partner
Für Neuemissionen waren 2018 die Rahmenbedingungen insgesamt schlecht. Der DAX sank im Jahresverlauf um knapp 18%, wovon allein auf das zweite Halbjahr bei hoher Volatilität ein Rückgang von knapp 14% entfiel. Dennoch war 2018 für deutsche Verhältnisse ein gutes Neuemissionsjahr. Hinkte Deutschland 2017 bei den Aktienneuemissionen der internationalen Entwicklung noch hinterher, so konnten sich die Neuemissionsaktivitäten hierzulande 2018 besser als in Europa und weltweit entwickeln. Von Dr. Konrad Bösl.
Während die Zahl der Neuemissionen weltweit um 21% und konkret in Europa um gut 16% sank, konnte Deutschland mit 17 Neuemissionen gegenüber dem Vorjahr (elf) deutlich zulegen.
Demgegenüber stieg das Emissionsvolumen weltweit um 6%, was an einer Reihe von Milliardenemissionen vor allem aus dem Technologiesektor lag. In Europa verringerte sich das Emissionsvolumen dagegen um 17%. Deutschland konnte das Emissionsvolumen mit 11,25 Mrd. EUR gegenüber dem Vorjahr mehr als vervierfachen. Trotz dieser positiven Entwicklung in Deutschland darf man die Verhältnismäßigkeit nicht aus dem Auge verlieren: In den USA gab es 2018 mehr als 200 Neuemissionen, in China einschließlich Hongkong trotz eines massiven Einbruchs gut 300 – in Deutschland gerade einmal erwähnte 17.
Aktienneuemissionen in Deutschland
2018 gab es in Deutschland mit Siemens Healthineers, DWS und der Knorr-Bremse drei Neuemissionen mit einem Emissionsvolumen jenseits der Milliardengrenze (Vorjahr: 0), die gut 81% bzw. 9,35 Mrd. EUR des gesamten Emissionsvolumens ausmachten. Siemens Healthineers und Knorr-Bremse waren die angebotenen Aktien die bislang viert- bzw. und fünftgrößte Neuemission in Deutschland. 15 Emittenten wählten für die Notierungsaufnahme den Prime Standard und zwei das Handelssegment Scale. 14 Emittenten boten ihre Aktien im BookbuildingVerfahren und drei zum Festpreis an. Der Hälfte der Emittenten gelang es, bei ihrem Börsengang die angebotenen Aktien im oberen Drittel der Bookbuilding-Spanne zu platzieren. Bei 14% der Emittenten wurde der Ausgabepreis im mittleren Drittel und bei 36% der Emittenten im unteren Drittel der Bookbuilding-Spanne festgelegt. Diese Relationen entsprechen in etwa den Zahlen für die Neuemissionen im Jahr 2017. Erstmals seit Juni 2016 kam es mit dem Weltmarktführer von Haushaltsgeräten Qingdao Haier Co., Ltd. wieder zum Börsengang eines chinesischen Unternehmens. Haier ist bereits an der Börse Shanghai notiert, sodass der Börsengang als Zweitlisting verbunden mit einer Kapitalerhöhung mit D‑Shares an der vor drei Jahren gegründeten, weitgehend unbekannt gebliebenen deutsch-chinesischen Börsenplattform CEINEX (China Europe International Exchange AG) erfolgte. Angesichts der schlechten Erfahrungen mit Börsengängen chinesischer Unternehmen in Deutschland war die Performance auch bei diesem Blue-Chip-Wert aus China schlecht. Insgesamt platzierten die 17 Neuemissionen 623,4 Mio. Stück Aktien bei Anlegern. Davon stammen 398 Mio. Stück Aktien oder 64% (Vorjahr auch 64%) aus einer Kapitalerhöhung (Primary Shares) und 225,4 Mio. Stück Aktien oder 36% aus der Umplatzierung von Aktien der Alteigentümer (Secondary Shares). Einzig die drei beim Emissionsvolumen über der Milliardengrenze liegenden Emittenten boten mit 201,5 Mio. Stück Aktien ausschließlich Aktien aus dem Besitz der Alteigentümer an und beeinflussen somit das Verhältnis von Kapitalerhöhung zu Umplatzierung massiv. Mit Ausnahme des Greenshoes gab es bei sieben Neuemissionen keine Umplatzierung der Alteigentümeraktien.. Insgesamt zeigt der hohe Anteil an Primary Shares, insbesondere dann, wenn man die Mrd.-Neuemissionen außer Acht lässt, dass die Emittenten den Börsengang vor allem für die Stärkung der Eigenkapitalbasis und die Unternehmensfinanzierung nutzen.
Zeichnungsgewinne akzeptabel
Die Zeichnungsgewinne und die Entwicklung der Aktienkurse bis zum Ende.….